Und irgendwann… Irgendwann sind wir alle weg
Irgendwann kommt der Tag.
Der Tag, an dem unsere Seele die leblose Hülle verlässt.
Wir sehen es nicht.
Wir verdrängen es jeden Tag.
Wir denken einfach nicht daran.
Vielleicht ja morgen.
Und während wir die Gedanken zur Seite schieben, um uns auf das wirklich Wesentliche zu konzentrieren, etwa unsere tägliche Arbeit, die kleinen Monster, welche auf den Namen „Probleme“ hören, oder die Frage, was es am Abend zu essen gibt vergessen wir, dass die Angst und das Auseinandersetzen mit dem Wort, das ich beinahe nicht aussprechen kann, dem Tod, ein wichtiger Bestandteil eines glücklichen Lebens ist.
Setzt man sich bewusst mit der Tatsache, des Ausscheidens aus dieser Welt auseinander, lebt man glücklicher. Widersprüchlich?
Eigentlich nicht.
Wir beschäftigen uns mit unseren Zielen, mit der Karriere, mit Geldproblemen, wir sparen unser Geld, bis wir vergessen, dass es Bestandteil eines zufriedenen Daseins ist (ich bin Schwäbin, ich weiß wovon ich spreche).
Ein frühes Ableben? Das passiert den Anderen, nicht mir.
Aber was ist, wenn ich morgen meine Augen für immer schließen werde? Was läuft auf meiner Leinwand? Das Piepen der Stechuhr? Mein letzter Kontostand des Sparkontos? Der Schweiß, der mir bei X Sporteinheiten über den Rücken gelaufen ist? Die Tränen, die ich voller Selbstzweifel vergossen habe? Die Streitigkeiten und Diskussionen, die ich zuletzt geführt habe?
All das spielt auf meiner Leinwand keine Rolle und würde mich so sehr langweilen, dass ich vorzeitig – im wahrsten Sinne des Wortes – einschlafen würde.
Vor einiger Zeit wurde mir gesagt, dass ich endlich „erwachsen“ werden solle. Ich solle aufhören mich meinen Tagträumen hinzugeben. Ich solle endlich ruhiger werden und mich festigen. Und gottverdammt, ich solle mich darum kümmern, dass mein Konto nicht jeden Monat überzogen ist.
Was bedeutet es eigentlich „erwachsen“ zu sein und wer bestimmt, ab wann man diesen Lebenswandel einlenken soll? Und was ist, wenn man dieses Muss einfach ignoriert?
Warum muss ich ein Leben führen, das andere führen, nur weil die Gesellschaft es für „richtig“ hält?
Die meisten Vögel leben in einem Schwarm und sind damit glücklich und genau so sollte es sein. Jeder Vogel sollte seine Flügel in genau dem Lebensraum entfalten können, in dem er glücklich ist.
Aber das bedeutet nicht für den Vogel, der ich bin, dass er sich entfalten kann.
Vielleicht möchte ich mich in die Tiefe fallen lassen, meine Flügel weit ausgestreckt und in Anbetracht des nahenden Bodens spüren, wie mein Herz für einen kurzen Moment zu rasen beginnt, während die Spatzen auf der Stromleitung sitzen und mir dabei zusehen.
Jeder Mensch sollte genau das Leben leben dürfen, indem er sich am besten entfalten kann. Ohne Normen. Ohne „richtig“ und „falsch“.
Ich möchte lieben, ich möchte weinen, ich möchte spüren, wie mein Herz zu rasen beginnt, ich möchte spüren, wie es bricht und ich möchte von ganzem Herzen lachen. Ich möchte das tun, wonach auch immer mein Herz ruft, ohne jemandem Rechenschaft schuldig zu sein, denn irgendwann, irgendwann verlasse ich diese Erde, ich verlasse sie alleine und ich sehe meinen Film, ich sehe ihn alleine und ich würde mich im Grabe umdrehen, wenn dort das Leben eines Anderen ablaufen würde, bestenfalls mit genormter Mainstream-Musik, weil es sich so gehört hat all die Jahre.
Der richtige Moment ist jetzt.
Jetzt liegt es in meiner Hand Geschichte zu schreiben. Die Meinige.
Nichts liegt mir ferner, als auf meinem Buchband lediglich als „Übersetzer“ genannt zu werden.
Hier sollte nicht der Eindruck erweckt werden, dass es eine „richtige“ Art sein Leben zu verbringen gibt.
Jedoch gibt es ein falsche Art zu leben. Die falsche Art zu leben ist, nicht zu leben, beziehungsweise das Leben nach einem Gewissen zu leben. Eine Erwartungshaltung Anderer zu stillen. Der Sinn des Lebens ist das Leben. Und dieses Leben ist ein Geschenk, das uns am Tag unserer Geburt gemacht wird. Es gehört uns und wir sollten es selbstbestimmt leben. Egal welchen Weg wir einschlagen, in welche Richtung wir fliegen. Wichtig ist lediglich, dass wir uns trauen unsere Flügel auszubreiten und in die Richtung zu fliegen, in die es uns zieht und wenn am Ende des Tages die rote Sonne vom Horizont verschlungen wird zählt nur eines, das Lächeln, wenn wir zurückblicken.
Wir sollten uns niemals Gedanken machen über die Personen, die über unsere Art glücklich zu sein sprechen, denn solange diese Menschen sich mit dem Leben Anderer beschäftigen, ist ihr eigenes Leben ein Stummfilm und auf unserem Abspann wird ihr Name nicht geschrieben sein.
Und eines ist gewiss, ich werde bei meinem Film schmunzeln, mir wird eine Träne über die Wange laufen, ich werde Zorn verspüren und all das geschieht, weil ich gelebt habe. Ich habe das Leben gespürt. Ganz gleich, wann der Docht meiner Kerze erlischt.
Lebt genau das Leben, welches euch glücklich macht. Lebt es jetzt in diesem Moment.
Annika ♡
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