Menschenliebe.

Menschenliebe.

Menschen faszinieren.
Menschen belehren.
Menschen lassen deinen Horizont wachsen.
Menschen – eine Rasse.


Ich stehe in einem Dönerladen.
Der Geruch von gegrilltem Fleisch vermischt mit heißem Fett bahnt sich den Weg zu meiner Nase.
Es ist laut – Hochbetrieb zur Mittagszeit.
Dem Mann hinter der Theke läuft eine Schweißperle über die Stirn, während er seine hektischen Bewegungen einstellt um dem vor ihm stehenden kleinen Jungen liebevoll anzulächeln.
Er lächelt ihn an, als wäre es sein eigener Sohn, dabei ist ihm nicht mal dessen Name bekannt.
In diesem Moment werde ich Zeugin von geteilter Liebe.

Ich stehe zitternd vor dem Eingang zu meiner Arbeitsstätte, als er in meinem Blickwinkel erscheint.
Es ist mittlerweile so kalt geworden, dass die Worte, die meinen Mund verlassen auf ihren Wegen in die Welt von Rauch begleitet werden.
Er fragt mich, ob wir etwas zu essen kaufen können.
Ich bin irritiert, da er an diesem Morgen frische Brötchen bei einem Bäcker gekauft hatte.
Ich frage ihn, wo sein Frühstück ist, er lächelt und entgegnet mir, dass er es einem Mann gegeben habe, der vor dem Bäcker auf dem Gehweg saß, „ich habe es ihm gegeben, weil er ein Schild vor sich stehen hatte, auf dem stand, dass er Hunger habe.“

Es ist dunkel geworden.
Ich habe mich in der Zeit total verschätzt.
Wir waren in der Stadt und haben gemeinsam unseren Hunger mit Burgern gestillt.
Das Beisammensein war kurzweilig und voller spannender Gespräche.
Nachdem wir uns voneinander verabschiedet haben geht jeder seiner Wege.
Nur einem ist es wichtig zu erfahren, wie ich nach Hause komme.
Ich sage ihm, dass ich laufen werde und er entgegnet mir, dass er sich gerade entschieden habe ebenfalls zu laufen.
Er läuft mit mir durch die Nacht, weil er sich verantwortlich dafür fühlt mich zu beschützen.
Er hat mich immer beschützt.
Er wird es immer tun.
Er hat es so gelernt.
Dabei entstammt er genau dem Volk, vor dem ich Angst haben sollte, würde ich die Gesellschaft fragen.

Die dämmernde Abendsonne blendet mich.
Es ist schon spät geworden, ich bin die Letzte im Büro.
Ich stehe auf, um das Fenster abzudunkeln.
Als ich mich umdrehe um mich wieder niederzusetzen steht die Frau mit dem wärmsten Lächeln, das ich je gesehen habe vor mir.
Ihr Deutsch ist schlecht. Unsere Verständigung perfekt.


Man muss nicht aus dem selben Kulturkreis kommen, man muss nicht die selbe Muttersprache haben, um kommunizieren zu können. 


Was ist eigentlich ein „Ausländer“?
Für mich gibt es keine „Ausländer“.
Und niemand hat es verdient als ein Solcher betitelt zu werden.

Während wir Deutschen uns den Kopf darüber zerbrechen, ob diese Menschen gut oder schlecht sind, sollten wir uns daran erfreuen, dass diese Menschen zu uns gefunden haben.
Sie bereichern unser Land. Sie machen es bunt. Sie lehren uns die Nächstenliebe, die ich bei den Deutschen so oft vermisse.
Sie erfreuen sich daran, mit uns teilen zu können und Teil unserer Gesellschaft zu sein.

An diesem milden Sonntag im Herbst wurde ich gezwungen Fremdenfeindliche Postings zu lesen.
Postings, welche mich zum Nachdenken angeregt haben.
Woher kommt dieser Hass in unserem Land?
Wer sind diese Menschen, die über die Herkunft des Anderen urteilen?

Es sind nicht die Personen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, die schlecht sind.
Es ist der Mensch, der schlecht ist.

Es liegt in unserer Hand zu entscheiden, wer wir sind und wer wir künftig sein wollen.
Es liegt in unserem Ermessen, Liebe zu verbreiten, oder die Liebe der Anderen in Hass zu ersticken.


 

Annicaillou

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