Bist du glücklich?

Bist du glücklich?

Glückseligkeit.
Das Gefühl von Wertschätzung, innerer Ruhe, die Gabe, das Wesentliche erkennen zu können.

„Wenn du aufhörst es zu suchen, findest du das Glück.“
Johann Wolfgang von Goethe

Wir Menschen befinden uns stets auf der Suche nach dem vollkommenen Glück.
Wir möchten es täglich spüren.
Wir versuchen Umwege zu vermeiden und erst recht versuchen wir Wege zu umgehen, die uns stolpern oder gar fallen lassen.
Wir hadern mit uns.
Während wir ständig damit beschäftigt sind unser Leben und dessen Inhalt zu perfektionieren, ganz gleich ob es im Berufs- oder Privatleben ist, vergessen wir uns der bestehenden Tatsachen, welche allgegenwärtig sind bewusst zu sein.

Wir laufen durch die Welt mit gesenktem, stets auf unser Smartphone gerichtetem Blick.

Wir durchforsten soziale Medien und vergleichen uns auf diesen Plattformen mit unseren Mitmenschen und stellen uns die Frage „Warum ein anderer und nicht ich?“

Wir versuchen uns mit der oberflächlichen Erscheinung anderer zu vergleichen, oder gar zu messen.


Während wir all dies tun übersehen wir die Schönheit, die uns ständig umgibt.
Wenn wir uns mit anderen messen droht das Unglück.
Wenn wir auf unser Smartphone blicken, übersehen wir die Sonne.
Wir versuchen unsere Makel zu überdecken und erwarten gleichzeitig, dass wir von anderen bewundert und als schön empfunden werden.
Welch Doppelmoral.


Ich bin an diesem Morgen aufgewacht und anstatt mich an dieser Tatsache zu erfreuen hadere ich mit meinem Glück.
Ich sehe nicht, dass dieser Tag so viele einzigartige Gefühle für mich bereit hält, sondern arbeite an meiner Zornesfalte während meine Schläfe pocht.
Ich schleppe meinen ermüdeten Körper von Badezimmer zu Küche und beginne mein Frühstück vorzubereiten.
Mein Automatismus begrüßt mich und steuert meinen Fernseher an.
Während ich meine erste Tagesaufgabe absolviere sind meine Augen durch das Flimmern beinahe hypnotisiert, der blaue Himmel, die zwitschernden Vögel, der blühende Kirschbaum vor meinem Fenster bleiben unbeachtet.

Die Ironie dieser Geschichte ist, dass ich nicht mal erlebe, was der Fernseher mir gerade zeigt, da ich mit meinem Smartphone beschäftigt bin.


Der Sinn des Lebens ist leben.
Aber dieser Samstag morgen hat nichts mit leben zu tun, sondern lediglich mit einer Existenz.

Ich bin genervt von der Tatsache, dass ich am heutigen Tage nicht lebe.
Aber allein ich habe die Macht, diesen leblosen Körper zum leben zu erwecken.
Ich kann keine Schicksalsschläge beeinflussen, jedoch meine Wahrnehmung, die Gedanken in meinem Kopf und meinen Blick auf das Wesentliche.
Ich allein kann entscheiden, ob ich meinen Körper zurück in mein Bett verlege und wieder in das Koma falle, oder ob ich meine Beine benutze um diese Welt zu betreten.
Es liegt an mir, was ich meine Sinnesorgane empfinden lasse, was ich rieche, sehe, höre und schmecke.
Ich selbst kann entscheiden, ob ich mich mit anderen messe, oder ob ich beginne zu fühlen, zu erleben.


Ich schalte den Fernseher aus und betrete diese einzigartige Welt.

Ich durfte an diesem Tag aufwachen und mir wurde ein atemberaubender Tag geschenkt.
Die Sonne kitzelt meine Nase, ich rieche den nahenden Frühling.
Meine Haut regiert auf die leichte, sommeratige Brise und und meine Augen erfreuen sich an der Schönheit dieser Welt, dem blauen Himmel, den knospenden Bäumen und den fröhlichen Menschen meiner Stadt.
Meine Ohren nehmen keine Musik war, sondern lediglich das Rauschen der Motoren der Autos die an mir vorbeiziehen.
Meine Beine tragen mich über Feldwege und passieren über die Weinberge den ruhigen Wald.
Ich setze mich auf eine Bank am Waldrand und fühle, wie ich meine innere Ruhe finde.
Ich fühle meinen Körper, werde mir über mein Dasein bewusst.
Ich erfreue mich an Schicksalsschlägen, denn eben diese ermöglichen es mir andere Pfade zu betreten.
Ich spüre, wie mein von der Steigung pochendes Herz sich allmählich beruhigt.

Und mein Smartphone?
Es liegt auf meiner Küchenzeile, Kilometer von mir entfernt.


Als ich nach meiner Rückkehr meine Wohnung betrete sind meine Backen errötet, meine Augen strahlen.
Ich habe etliche Nachrichten auf meinem Handy.
Ich werde gefragt, was ich mache.
Ich antworte „Ich lebe.“ und schalte mein Handy für heute aus.


Annika ♡

Annicaillou

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