Hol Wein, wir müssen über Liebe sprechen… 2.0

Hol Wein, wir müssen über Liebe sprechen… 2.0

Liebe.
Liebe ist so ein großes Wort, dessen Definition so diffus ist, dass sie kaum greifbar ist.
Selbst ich, ein Mensch, der von Artikulation fasziniert ist, drohe an der Definition dieses Wortes zu scheitern.

Sie entsteht durch etwas unscheinbares.
Ein Blick, ein Wort, eine Berührung.
Und plötzlich ist sie da.

In der Biologie wird die Liebe als etwas definiert, das unsere Fortpflanzung gewährleisten soll.
Eine Aktion, auf die eine Reaktion folgt, welche unsere Fortpflanzung sichert.

Können wir die Liebe wirklich so leicht definieren?


In unserem Leben begegnen wir unfassbar vielen Menschen.
Einige mögen wir auf Anhieb und so nett und liebevoll manche Menschen sein können, aus uns selbst nicht erklärbaren Gründen werden wir mit diesen Menschen nicht warm – so sehr wir es wollen würden.
In der Psychologie wird nicht umsonst davon gesprochen, dass die ersten Sekunden in einer Begegnung die entscheidenden sind.
Wenn ich diese Tatsache bewusst im Hinterkopf behalte und all die zwischenmenschlichen Begegnungen der Vergangenheit rekapitulieren lasse, dann wird mir bewusst, dass es Menschen gibt, die wir „riechen“ können und, dass es wiederum Menschen gibt, bei denen die allbekannte „Chemie“ nicht stimmt.

Plötzlich findet dich jemand und es trifft dich wie ein Blitzschlag.
All die scheinbar wichtigen Aspekte einer Partnerschaft, die wir uns bis dato ausgemalt haben rücken in den Hintergrund.


Um Liebe empfinden und vor allem definieren zu können sollten wir eine Gruppierung verschiedener Arten der Liebe vermeiden und stattdessen eine einheitliche Verwirklichung dieses Gefühls bestreben – ganz gleich wen oder was wir lieben.
Egal, welche Art dieses Gefühls erfahren wird, sie sollte niemals differenziert empfunden werden.
Liebe sollte immer dem entsprechen, was es ist, eben dieses großartige Gefühl.

Ich möchte behaupten, dass Liebe zu jedem Zeitpunkt bedingungslos gefühlt werden sollte.
Ganz gleich, ob es die Liebe zu dem eigen Fleisch und Blut, die Liebe zu einem Lebewesen, die Liebe zu einem Freund, oder die Liebe zu einem Partner ist, Liebe sollte immer bedingungslos sein.


Bedingungslos zu lieben bedeutet, die Fehler eines Anderen nicht nur zu akzeptieren, sondern zu verstehen, sie aber niemals ändern zu wollen, sondern viel mehr zu begreifen, dass man eben diese Fehler liebt. Bedingungslos zu lieben heißt, sich selbst zurück zu nehmen, das Bewusstsein zu haben, dass es jemanden gibt, der Gefühle für einen hat und sich vor allem dessen bewusst zu sein, wie wertvoll die Gefühle des Anderen sind.
Bedingungslos zu lieben heißt, mit dem Herz zu fühlen und zu handeln. Bedingungslose Liebe kennt keine Vorwürfe.
Bedingungslose Liebe ist nicht nachtragend.
Bedingungslose Liebe ist zu jeder Zeit loyal.
Bedingungslose Liebe ist der feste und bewusste Entschluss zu verzeihen.

Bedingungslos zu lieben heißt, das Herz in die Hände eines Anderen zu geben und ihm bedingungslos zu vertrauen.


Es ist so einfach bedingungslos zu lieben, wenn diese Liebe für ein Kind oder ein Tier, beziehungsweise einen Freund empfunden wird.
Aber es ist eine der größten Herausforderungen eine Beziehung bedingungslos zu leben.


Ich möchte dir ein Beispiel nennen.
In der Grundschule haben wir im Schullandheim Spiele, die die Verbundenheit und das gegenseitige Vertrauen zueinander stärken sollten gespielt.
Bei einem Spiel stand ein Kind auf einem Tisch mit verbundenen Augen und musste sich rückwärts in die Arme der Mitschüler fallen lassen.
Die Tatsache, dass man aufgefangen wird war allgegenwärtig – und dennoch, es war eine Überwindung sich fallen zu lassen, es fühlte sich an, als wäre da eine unsichtbare Hand, die versucht einen festzuhalten.
Es war, als wäre da ein unsichtbarer Schutz vor der Gefahr verletzt zu werden.

In einer Beziehung bedingungslos zu lieben gleicht meines Erachtens dem Fallen lassen aus der Grundschule, denn Bedingungslosigkeit geht einher mit Vertrauen, beide Attribute vereint schaffen Verletzbarkeit.
Verletzt werden – ein Zustand den wir ein Leben lang gelehrt wurden zu vermeiden, tragen wir doch beim Motorrad fahren einen Helm, beim Fußball Schienbeinschoner und beim Auto fahren einen Gurt.
Wir sichern uns mit Brandmeldern, lassen uns impfen und wir schützen unsere Augen und unsere Haut vor der Sonne.


Ich denke, das größte Glück, das einem selbst geschehen kann ist, wenn man die unsichtbare Hand, die einen schützen will loslässt und sich in die Arme des Liebenden fallen lässt.

Wenn man diesen Zustand zulassen kann und anfängt bedingungslos zu lieben, dann riskiert man vielleicht den Schmerz, aber die Seele wird durch die Liebe in ihrer einzigen Form in der sie empfunden werden sollte, der ebensolchen bedingungslosen Liebe, geheilt.


Annika ♡
  

Annicaillou

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